Donnerstag, 26. April 2012

Spatz und Taube


Und wenn ich meinte ich habe dich sicher, dann warst du weg. Wenn ich dir näher kam, dann bist du verschwunden. Wenn ich dich besitzen will dann musst du weg. Wenn ich mich festlege, entscheidest du dich dagegen. Nie werde ich dich in Händen haben, diese Vorstellung gefällt dir nicht. Du kannst nicht bleiben, du musst weg. Du entscheidest nicht, legst dich nicht fest, willst dein Herr bleiben und da lässt sich nichts gegen einwenden. Jeder hat sein Recht, seine Freiheit. Du willst kommen, willst gejagt werden, ein Leben lang, aber nicht besessen werden. Willst das ständige Spiel, die ständige Neugier, keine Langweile. 


Aber ich will dich besitzen, immer bei dir sein, doch das kannst du nicht ausstehen, dann musst du weg. So bleibt es immer unsicher, immer spannend, aber so gehts nicht. Sollte mich kalt lassen, sollte ich cool und gelassen bleiben, doch das bin ich nicht, denn ich will nur dich. Geht aber nicht, denn bleibe ich ständig nah, musst du weg. Nehme ich dir die Luft, deine Freiheit, überschreite ich Grenzen und das kannst du nicht leiden, du willst nicht bleiben, du willst gehen, frei bleiben, unabhängig bleiben, autonom bleiben. Nie bist du in meiner Hand. In die Hand willst du nicht, du willst nicht die sein, die in der Hand bleibt, die zahm ist. Du willst wild bleiben, willst nicht wissen was passiert, willst es spannend, willst es offen, willst es frei, auf jeden Fall selbstbestimmt sein. Du bist das was sich nicht festlegt, du bist unentschieden, fällst keine Entscheidung, das ist dir fremd. Du willst getrieben sein, willst spielen, willst flirten, immer unentschieden sein. Du willst nicht ankommen, kannst es auch gar nicht. Willst dich selbst verwirklichen und gucken was kommt, was dir so passiert, wer dir da so über den Weg läuft. Und wenns dann passt, dann passt es. Solange bis es nie passiert und dann wählst du den Besten, den Erfolgreichen, den Reichen. Weil du zu lange deine Gefühle zurückgehalten hast, dich nie entschieden hast.


Denn du willst immer die sein, die meint, dass sie alle haben kann. Also hältst du alles offen, hältst alle unsicher, flirtest, aber machst keine Schritt in seine Richtung, wendest dich ihm nicht zu. Flirtest mit, aber entscheidest dich nicht für ihn. Legst dich nicht auf ihn fest, denn dann sind all deine Träume auf den Idealpartner vorbei, denn dann hast du Gewissheit, sowas wie Endgültigkeit, sowas wie Sicherheit. 


Dann bist du in seiner Hand, dann passiert etwas, dann besitzt er dich, dann habt ihr euch entschieden und festgelegt. Dann gehört ihr einander, dann seid ihr verbündet, doch das kannst du nicht entscheiden, dabei wünscht du dir nichts sehnlicher, als diesen einen Partner. Diesen suchst du, diesen erwartest du.



Aber warum hältst du dir dann alles offen? Spielst mit, flirtest mit. Weils Spaß macht, dir ein sicheres Gefühl gibt? Du ständig umschwärmt wirst, aber für alle nur auf dem Dach bist, für alle nur etwas vages bist, für alle nur ein unsicherer Traum bist, weil du es brauchst für deinen Traum? Weil es dir das Gefühl gibt, dass dann der kommt, der dich wachküsst, dem du dich an den Hals werfen kannst? Oder willst du für immer der Single sein? Du kannst es nicht leiden, dich festzulegen, aber du willst es genauso, nur nicht heute. Du wartest auf deinen Traum, auf dein Ideal. Aber flirtest alle mit, spielst alles mit, doch zuwenden und festlegen, das willst du nicht. Du willst deinen Märchenstatus der Prinzessin nicht verlieren, willst weiter träumen, rumfliegen, bodenlos sein, im Himmelsflug sein, das Kind sein und dann doch die erwachsene Frau sein, dann doch dein Ding machen und einfach machen.

Zuwenden, festlegen, entscheiden, das willst du nicht. Du willst flirten, du willst warten. Bis dein Ideal kommt, aber wahrscheinlicher ist, dass du dann den Besten, den Erfolgreichen willst. Also wird dein Ideal zum Optimum. Hast du dich dann fürs Märchen oder für die Liebe entschieden?

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tim.a.elstner(at)gmail.com